Antares-Seereise in der Ägäis
SY Antares / ASV i.M.
Über die Anreise konnte man geteilter Meinung sein: einer guten all derjenigen, die mit dem Flugzeug nach Athen flogen, einer sehr ge-mischten von Harry, Michael und Bernhard, die mit dem Auto nach Athen fuhren, einem UrUrUralt-VW, dessen Äußeres unwillkürlich an Schrottplatz erinnerte, hinter dessen Steuer man schicksalsergeben auf die nächste Laune der Technik wartete, In Athen stellten wir dieses Gefährt nicht auf den Schrottplatz, sondern ge-gen eine Gebühr, die dem Kaufpreis gleich-kam, in ein Parkhaus. Mit dem Zug ging es dann nach Patras. Im Laufe des nächsten Mor-gens traf dann die restliche Crew ein, dann ge-schlossen auf den Skipper wartend. Die Vor-bereitungen nahmen noch die Zeit bis zum Mit-tag des nächsten Tages in Anspruch; wir verlie-ßen Patras in Richtung Isthmus. Die erste Wa-che wurde gefahren, das erste Essen an Bord gekocht, von dessen Qualität sich auch Neptun überzeugen konnte. Wir passierten den Isthmus früh am Morgen, zerbrachen in einer urgewalti-gen Flaute die Pinne und wurden Zeugen des recht eindrucksvollen Schauspiels "Die Repa-ratur" (Text, Regie und einzige dankbare Haupt-rolle: Harry). Die zweite Nacht verbrachte die Antares in Ägina. Am folgenden Tag holten wir zum großen Schlag nach Santorin aus, nur durch eine kurze Station in Poros unterbre-chend, wo Jupp und Sybille von Bord gingen. Hier führte das erste Mal unser Spiexperte die eindrucksvolle Schönheit des Faltenwurfs am hängenden Spi vor. Santorin, der Hafen von Thira ist tief, zu tief. Um den Schiffen das Fest-machen zu ermöglichen, schwimmt eine große Festmachertonne im Hafen; eine nützliche Ein-richtung für den, der einen langen Festmacher an Bord hat. Aber... nun, eine ausgeschorene Großschot, der eine und andere Festmacher-rest, sorgfältig zusammen-geknotet, tut's auch. Die Stadt bietet einen traumhaften Rundblick auf die im Halbkreis ver-streuten Inselreste vul-kanischen Ursprungs. Thira: Man geht durch enge Gassen, vorbei an Bars für Touristen, Boutiquen für Touristen, Ho-tels für Touristen, zwischen Touristen. Doch, künftiger Besucher, sei beruhigt, wenn Du Dich ein wenig umsiehst und einen kleinen Fußweg nicht scheust, findest Du wirklich ursprüngliche, idyllische Plätze! Tags darauf verließen wir Santorin, nicht ohne vor Akrotirion den Anker geworfen zu haben, um eine neue Ausgrabung zu besichtigen: eine erst zum Teil ausgegrabene Stadt. Wer sich hierfür interessiert, dem sei geraten, sich in Athen (Na-tionalmuseum) die Fresken und Einrichtungs-gegenstände dieser Häu-ser anzusehen.
Weiter nach Samos, dem recht kräftigen Melte-mi und widrigen Strömungen entgegen. Samos ein Fest! Mofas wurden gemietet, zunächst nur, um nach Heraion zu fahren, doch überfiel uns auf der Fahrt dorthin das Totale Mofafahrgefühl;
die Insel verlangte umrundet zu werden. Das war kein irdisches Mofafahren mehr, wir schwebten durch Gebirgiges nach Norden, vor-bei an einem herrlichen Blick aufs Meer, schos-sen Sandstraßen hinunter, rasteten an einem Weinberg, durch Kalovasi hindurch, weiter, jetzt der schon nachmittäglichen Sonne entgegen, die Küstenstraße entlang, ein kurzer Halt, um frische Pfirsiche zu erstehen, weiter, nun wieder ins Innere der Insel hinein, in engen Kurven nach Vathi hinauf, der Schicksalsstation von Peters Mofa. Ihn schiebend und ziehend kroch die Gruppe nun weiter. Die Inselumrundung, 120 km in einem Tag, war wohl zuviel für das Gerät, Doch waren wir uns alle einig, ein phan-tastisches Erlebnis gehabt zu haben.
Ein weiteres Fest: Duschen! So erschienen wir alle gestriegelt zum Käpt'ns Dinner, das im Ge-nuß (???) von griechischen Süßigkeiten gipfelte, sogenanntem "süßem Schmier". Wer solches nicht kennt, dem sei gesagt, Zucker pur, Bon-bons sind dagegen Essiggurken! So gestärkt legten wir am nächsten Morgen ab, um bei den einsamen Fournis einen malerischen Ankerplatz zu finden. Doch Fallböen machten ein sorgloses Ankern unmöglich; es wurde an Bord gespeist und des Nachts Ankerwache gefahren. Nach dem Essen unternahmen dort Peter, Achim und Wowi einen Abendspazier-gang, von dem nur die beiden ersteren zurückkehrten. Dramatische Suche nach dem Vermißten... er fand uns bald, er hatte sich nur verlaufen. Unsere letzte Station war Delos. Hier hat der Segler die Möglichkeit, die Insel völlig verlassen zu erleben. Aber wehe, wenn die tägliche Invasion kommt! Da wurde einem angst und bange um die Antares, einge-keilt zwischen Fährbooten. In Delos ging dann auch die legendäre Gummikupplung kaputt. Man kann die Flüche nur ahnen, die Peter für seinen so sehr geliebten Motor ausstieß, als er den halben Tag im Motorraum verbrachte!
Der Schlag von Delos zurück nach Athen ent-sprach den eigentlichen Vorstellungen von Ägäissegeln: Wind, nicht gerade stetig, doch bei weitem kein derartiger Sturm wie nach Sa-mos, eine Flaute für unseren Spiexperten, man gammelte an Deck; bisweilen mußten wir unse-re Daseinsberechtigung mit weißen Leuchtku-geln so manch blindem Dampferkapitän gegen-über behaupten. In Athen fanden wir in der ver-wirrenden Hafenbeleuchtung schließlich auch den Jachthafen. Den letzten Tag verbrachten wir mit Aufklaren. Im Laufe dieses Tages tauch-ten die Nachfolgecrew und die Ralphcrew auf, mit denen wir am Abend ein feuchtfröhliches Auf und Wiedersehen feierten. Am nächsten Morgen nahmen Harry, Michael ihr Stück Schrottplatz und jonglierten es nach München.
Das Resümee dreier Seereisenneulinge:
Man weiß jetzt ein wenig, woher der Wind weht.
Bernhard
vom 1.8. - 13.8.1976
Patras
> Korinth
> Ägina
> Santorin
> Pythagorion/Samos
> Fourni-Inseln
> Delos
> Piräus
Mitsegler:
Skipper
I. Wache
II.Wache
III.Wache
IV.3 Tages-
Gäste
Reisetage: 13
Strecke: 621
Per Asmuss
Achim
Claudia
Berhard
Michael
Harry
Wolfgang
Jupp
Sybille